LEBEN 3.0und die Zukunft der Evolution8. Dezember 2010, 18.30 Uhr
Forum zum Jahresthema 2009/2010 „Evolution in Natur, Technik und Kultur“
TagungsortBerlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Leibniz-Saal, Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin
KurzbeschreibungDie Entschlüsselung des Genoms einer ganzen Vielzahl von Spezies weckt seit Jahren sowohl Hoffnungen als auch Befürchtungen im Hinblick auf deren mögliche Manipulation. Dass der Mensch in bisher ungeahntem Ausmaß in den Lauf der Evolution eingreift, scheint keineswegs mehr bloße Utopie angesichts der Versuche der Synthetischen Biologie, organisches Leben zu planen, zu gestalten und im Labor zu züchten. In welche Szenarien diese Entwicklung in der Zukunft münden wird und welche Folgen sich aus ihr ergeben könnten, lässt sich heute nur schwer erahnen, nicht zuletzt da sich Zukunftsfragen in vielerlei Hinsicht wissenschaftlichen Herangehensweisen entziehen. Das Forum „Leben 3.0 und die Zukunft der Evolution“ lässt daher sowohl die Wissenschaft als auch die Kunst zu Wort kommen. Stehen doch nicht weniger als die großen Zukunftserzählungen des Lebens zur Diskussion, geleitet von der Frage nach den Wechselwirkungen zwischen gegebener gesellschaftlicher Wirklichkeit und projizierter Zukunft sowie den Interessen der maßgeblich beteiligten Akteure.
Begleitveranstaltung
Das Forum „Leben 3.0 und die Zukunft der Evolution“ findet im Rahmen des gleichnamigen Tagungs- und Ausstellungsprojektes des Jahresthemas 2009 | 2010 „Evolution in Natur, Technik und Kultur“, der Interdisziplinären Arbeitsgruppe „Bildkulturen“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie in Kooperation mit dem Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité und dem Künstler Reiner Maria Matysik zum Berliner Wissenschaftsjahr 2010 statt. Die Ausstellung „jenseits des menschen“ wurde von Ingeborg Reichle kuratiert und zeigt Arbeiten von Reiner Maria Matysik noch bis zum 9. Januar 2011 im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité. Diese Ausstellung reiht sich ein in die Serie „Interventionen“, die das Museum 2009 initiiert hat, um der Gegenwartskunst ein Experimentierfeld zu eröffnen und den Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft zu befördern. Die Ausstellung wird von einem Katalog (deutsch/ englisch) begleitet mit Beiträgen von
Inga Franke,
Anita Hermannstädter,
Reiner Maria Matysik,
Ingeborg Reichle und
Thomas Schnalke.
Programm
Mittwoch, 8. Dezember 2010Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Leibniz-Saal, Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin
18.30 Uhr Begrüßung
Randolf Menzel, Akademiemitglied, Institut für Biologie, Freie Universität Berlin
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Kurzvorträge ab 18.45 Uhr
Die Vergangenheit der Evolution
Hans-Jörg Rhein Akademiemitglied, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
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In der Geschichte der Evolutionstheorie herrscht eher die Meinung vor, dass über die Zukunft der Evolution nur vage, wenn überhaupt Aussagen gemacht werden können. Der Titel des Forums suggeriert das Gegenteil. Hat sich die Situation heute geändert?
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Evolutionstheorie als anthropologische Herausforderung
Kerstin Palm, Institut für Energietechnik, Technische Universität Berlin
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Die Darwinsche Evolutionstheorie hatte und hat bis heute ambivalente Auswirkungen auf die Formulierung eines wissenschaftlichen Menschenbildes. Auf der einen Seite bewirkte sie einen außerordentlichen Animalisierungsschub, der zu einer massiven Zurücknahme menschlicher Selbstbestimmungsmöglichkeiten zugunsten eines Entwurfes vom Menschen als überwiegend triebgeleitetem Wesen führte. Auf der anderen Seite konnte mit evolutionstheoretischen Begründungen eine neue säkulare Idee vom exklusiven Humanen entworfen werden, welches gerade durch die Bindung an das Biologische zur Souveränität und Autonomie bestimmt ist. Der Beitrag skizziert zentrale Argumente dieser beiden Positionen, die bis heute die Kontroversen um die Bedeutung der Evolutionstheorie für das Selbstverständnis des Menschen bestimmen.
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„Kondensieren Sie Ihr Zeug nur, eines Tages wird’s schon krabbeln“
Reiner Maria Matysik, Bildender Künstler, Berlin / Braunschweig
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Die Kurzvorstellung der Planung und Realisation der Ausstellung „jenseits des menschen“ zeigt die Objekte, die in Auseinandersetzung mit dem Medizinhistorischen Museum der Charité dafür gemacht wurden. Dabei wurden Labortechniken ebenso eingesetzt wie das klassische Verfahren der Moulagenherstellung. Durch den künstlerischen Zugriff auf moderne Medizintechnik wurde für das Projekt zudem menschliches Gewebe gezüchtet und als „lebende Skulptur“ neben den Wachsarbeiten ausgestellt. Das Ziel dieses Vorgehens war die Herstellung eines neuen lebendigen Systems aus eigener Körpersubstanz des Künstlers. Die Arbeit, die nach eine Biopsie mit seinem Gewebe durchgeführt wurde, macht diesen Schritt, um zu befragen, wie menschliches Leben in umfassender Weise neu geplant, gestaltet und gezüchtet werden kann. Die Moulagentechnik, die der äußeren Gestalt und Anmutung von menschlicher Substanz ähnlich erscheint, wurde eingesetzt, um mögliche reduzierte Formen des menschlichen Körpers vorstellbar zu machen. In seinem Beitrag fragt der Künstler Reiner Maria Matysik nach dem schöpferischen Potenzial der aktuellen Verfahren der Biotechnologie und der Gewebezüchtung, das neue künstlerische Ausdrucksformen bereithält und zu einer neuen Verbindung zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft führen könnte.
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Synthetische Biologie: Konkurrenz für die Evolution?
Dominik Niopek / Stephen Krämer, iGEM-Team Heidelberg, Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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Lange Zeit war die Vielfalt des Lebens das Ergebnis der Möglichkeiten und Grenzen der Evolution. Man könnte die These formulieren, dass längst ein unter dem gestaltenden Einfluss des Menschen stehendes Leben 2.0 entstanden ist, vertreten durch gezüchtete und gentechnisch veränderte Organismen. Birgt die Synthetische Biologie das Potential für ein Leben 3.0, das vom Menschen nicht durch Modifikation von Vorhandenem, sondern durch rationale Neugestaltung geschaffen wird? Wie würde sich ein solcher Fortschritt auf die Natur und auf unsere Gesellschaft auswirken? Welche ethischen Rahmenbedingungen für die modernen Biowissenschaften werden benötigt? Der Beitrag will und kann keine befriedigende Antwort auf diese kontroversen Fragen geben, sondern lediglich ein Anstoß zur Diskussion sein.
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Synthetische Biologie: Konkurrenz für die Evolution?
Dominik Niopek / Stephen Krämer, iGEM-Team Heidelberg, Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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Lange Zeit war die Vielfalt des Lebens das Ergebnis der Möglichkeiten und Grenzen der Evolution. Man könnte die These formulieren, dass längst ein unter dem gestaltenden Einfluss des Menschen stehendes Leben 2.0 entstanden ist, vertreten durch gezüchtete und gentechnisch veränderte Organismen. Birgt die Synthetische Biologie das Potential für ein Leben 3.0, das vom Menschen nicht durch Modifikation von Vorhandenem, sondern durch rationale Neugestaltung geschaffen wird? Wie würde sich ein solcher Fortschritt auf die Natur und auf unsere Gesellschaft auswirken? Welche ethischen Rahmenbedingungen für die modernen Biowissenschaften werden benötigt? Der Beitrag will und kann keine befriedigende Antwort auf diese kontroversen Fragen geben, sondern lediglich ein Anstoß zur Diskussion sein.
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Podiumsdiskussion mit den Referenten ab 20.00 Uhr
Moderation: Ingeborg Reichle, IAG Bildkulturen, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Dokumente zum Download
Programm (pdf . 390 k) »
Plakat (pdf . 480 k) »
Weiterführende Informationen im WWW
Über die Webseite zur Jahrestagung erhalten Sie aktualisierte Hinweise zur Tagung sowie zu weiteren Veranstaltungen der BBAW:
jahresthema.bbaw.de/kalender/forum-leben-3-0-und-die-zukunft-der-evolution »